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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

02.02.2011

Verwaltungen und Tierärzte kämpfen gegen Katzenelend

Die kommunalen Behörden und die Tierärzte im Kreis Nordfriesland haben eine gemeinsame Aktion zur Kastration von Katzen organisiert. Ab dem 14. Februar 2011 können alle Katzenbesitzer bei ihren Ordnungsämtern Gutscheine im Wert von 50 Euro erhalten.
»Jahr für Jahr steigt die Zahl der kleinen Kätzchen, die als Fundsache bei den Ämtern abgegeben werden«, erläutert der Leiter des Kreisveterinäramtes, Dr. Dieter Schulze, den Hintergrund. Die Ämter sind verpflichtet, sie auf Kosten des Steuerzahlers tierschutzgerecht unterzubringen. Deshalb geben sie die Tiere mit einem Obolus bei den Tierheimen in Ahrenshöft und Husum ab.

Bei jährlich 400 bis 500 Fundkatzen im Kreisgebiet platzen die Heime jedoch regelmäßig aus allen Nähten. Und da das Geld nach einiger Zeit verbraucht ist, müssen die Heime danach auf Spendengelder hoffen. Tiere, die trotz aller Bemühungen nicht vermittelt werden können, bleiben lebenslang dort.

»Schön ist das für die Tiere nicht. Und die meisten Katzenwelpen, die nicht abgegeben werden, führen ein trauriges Leben als herrenlose Streuner. Hunger, Parasiten, Krankheiten und Angst sind ihre ständigen Begleiter. Aber sie vermehren sich trotzdem und erzeugen so ständig neues Elend«, weiß Dr. Schulze.

Finanzproblem für Katzenhalter und Behörden

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, schlug der Kreistierarzt der Arbeitsgemeinschaft der nordfriesischen Ordnungsämter im Frühjahr 2010 vor, eine Kampagne für die Kastration möglichst vieler Katzen zu organisieren. Sein Anliegen stieß auf offene Ohren.

»Kreisweit wenden die Amtsverwaltungen einschließlich Personal- und Sachkosten jährlich 100.000 Euro für die Unterbringung von Fundkatzen auf – mit deutlich steigender Tendenz. Das Problem hat neben der ethischen also auch eine beachtliche finanzielle Dimension«, erklärt Malte Hansen aus dem Ordnungsamt der Kreisverwaltung.

Das Finanzproblem gibt es aber nicht nur für die Behörden: Eine Katze kastrieren zu lassen, kostet nach der Gebührenordnung für Tierärzte rund 100 Euro. Das kann oder will sich nicht jeder Katzenhalter leisten.

Die Behörden zahlen ...

Deshalb erarbeitete Malte Hansen mit seinen Kollegen – Gunnar Görrissen vom Amt Mittleres Nordfriesland, Thomas Magnussen vom Amt Nordsee-Treene und Malte Rolfs vom Amt Südtondern – einen Plan, dem inzwischen bis auf Sylt alle Ämter zugestimmt haben. Jedes Amt stellt entsprechend seiner Einwohnerzahl einen Betrag für die Kastrationsaktion bereit. So kommen insgesamt 13.000 Euro zusammen. Damit werden Gutscheine finanziert, mit denen Katzenbesitzer beim Tierarzt einen Nachlass von 25 Euro für die Kastration ihrer Katze erhalten.

... und die Tierärzte auch

»Weil uns Tierärzten das Leid der Katzen ebenfalls auf der Seele liegt, unterstützen wir die Aktion zusätzlich: Wir versehen alle Katzen, die mit einem Gutschein gebracht werden, auf unsere Kosten mit einem Mikrochip und lassen sie in eine bundesweite Datenbank eintragen«, erläutert Dr. Peter-Nahne Jens, der Vorsitzende der praktizierenden Tierärzte in Nordfriesland. Somit kann eine verlorengegangene Katze ihrem Besitzer jederzeit wieder zugeordnet werden.

Das »Chippen« kostet eigentlich 25 Euro, so dass der Gutschein auf insgesamt 50 Euro ausgestellt wird. Der Tierbesitzer zahlt also 75 Euro für die Kastration und zentrale Registrierung seiner Katze. Alle rund 30 Tierarztpraxen in Nordfriesland beteiligen sich an der Aktion.

8.000 Kätzchen weniger

»Wenn eine unkastrierte Katze inclusive ihrer Nachkommen 15 Junge im Jahr bekommt, können wir mit den 520 Gutscheinen das Leiden von rund 8.000 Katzen verhindern«, rechnet Malte Rolfs vom Ordnungsamt des Amtes Südtondern zusammen. Er geht von mehr Interessenten als Gutscheinen aus: »Daher gilt das Windhundprinzip – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«

Die beteiligten Ämter betrachten die Aktion als Investition: Katzen, die heute kastriert werden, produzieren morgen keinen unerwünschten Nachwuchs mehr.

Tierschutzverein ist mit dabei

Zu den Unterstützern gehört auch der Tierschutzverein Nordfriesland, der das Tierheim in Ahrenshöft betreibt. Er hat ein Sonderkonto eingerichtet. »Wer hier etwas einzahlt, ermöglicht uns die Finanzierung weiterer Gutscheine«, erklärt der Vereinsvorsitzende Sebastian Schwartz (Konto-Nr. 40970905 bei der Vereinsbank Husum-Bank, BLZ 200 300 00 Verwendungszweck: Katzenkastration).

Auch Landrat Dieter Harrsen hofft, dass die Aktion ein voller Erfolg wird. »Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, diese Kampagne fast über das ganze Kreisgebiet hinweg organisieren. Hier engagieren sich innovative Verwaltungen und Tierärzte aktiv für den Tierschutz. Ich hoffe, dass es bundesweit zahlreiche Nachahmer geben wird. «

Kastriert werden nur weibliche Katzen, keine Kater. »Das ist sinnvoller, weil Kater sehr lange Strecken zurücklegen und auch Kater von außerhalb nach Nordfriesland hereinkommen. Je weniger unkastrierte Katzen sie hier treffen, desto besser ist es«, betont Dr. Schulze.