Bildungs- und Teilhabepaket: Bildungskarte ersetzt Gutscheine
»Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, unsere Arbeitsabläufe für die Bürgerinnen und Bürger einfacher und besser handhabbar zu machen«, berichtet Landrat Dieter Harrsen aus dem Alltag der nordfriesischen Kreisverwaltung. Das jüngste Ergebnis ist die Umstellung des Bildungs- und Teilhabepaketes (BuT): Statt viele einzelne Gutscheine abzugeben, brauchen Kinder künftig nur noch ihre »Bildungskarte« vorzuzeigen.
Seit 2011 haben Kinder einen Anspruch auf das BuT, wenn ihre Eltern Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Wohngeld, den Kinderzuschlag oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. Jedes der rund 4.800 berechtigten Kinder in Nordfriesland erhält bisher pro Monat einen Gutschein im Wert von zehn Euro. Er kann etwa für Vereinsbeiträge, Musikunterricht und Jugendfreizeiten eingesetzt werden. Auch für das Mittagessen in Kita oder Schule und für Schulausflüge gibt es bisher Gutscheine.
Da die meisten Sozialleistungen alle sechs Monate neu beantragt werden müssen, wurden all diese Gutscheine zweimal jährlich als Anlage zum Bewilligungsbescheid versandt. Ab dem 1. März 2017 werden sie durch eine Plastikkarte in der Größe eines modernen Personalausweises ersetzt. Sie enthält nur den Namen des Kindes sowie eine Kartennummer. Foto, Magnetstreifen oder Datenchips sind nicht erforderlich. Gestaltet wurde die Karte von Hartmut Pohl aus der Pressestelle der Kreisverwaltung.
Die Kita, die Schule oder der Verein, bei dem das Kind die Karte vorzeigt, notiert sich Name und Nummer und gibt diese Daten sowie den Preis der Leistung anschließend in eine passwortgeschützte Datenbank im Internet ein. Die Datenbank wird von dem weltweit tätigen französischen Unternehmen Sodexo betrieben.
»Der Kreis prüft eine von Sodexo erstellte Aufstellung der erbrachten Leistungen und zahlt die geprüften Beträge dann an das Unternehmen aus. Anschließend überweist Sodexo den Anbietern ihr Geld. Damit ersparen wir den Anbietern und uns die bisherige Zettelwirtschaft mit teils hunderten von Gutscheinen«, erklärt Axel Scholz. Er leitet den Fachbereich Arbeit der Kreisverwaltung, in dem auch das BuT bearbeitet wird. Seiner Statistik zufolge beteiligen sich mittlerweile rund 85 Schulen, 110 Kindergärten und 400 Vereine daran, Kindern aus dem Kreis Nordfriesland die Inanspruchnahme von BuT-Leistungen zu ermöglichen.
Axel Scholz legte Wert darauf, einen erfahrenen Partner für die Abrechnung zu finden, dessen Software eine Schnittstelle zu dem vom Kreis eingesetzten Programm besitzt. »Mehrere andere Kreise im Lande sind bereits Sodexo-Kunden und haben uns die Firma empfohlen, darunter Schleswig-Flensburg. Wenn wir beim gleichen Anbieter sind, wird auch die Abrechnung bei Kindern einfacher, die an der Kreisgrenze wohnen und bei einer Schule oder einem Sportverein im Nachbarkreis angemeldet sind«, freut er sich.
Schulen, Kitas und Vereine müssen sich bei der Sodexo-Datenbank registrieren. Um ihnen den Umstieg zu erleichtern, lädt der Kreis sie zu fünf Informations-Veranstaltungen ein. Sie finden vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2017 in Husum und Niebüll statt. Darüber hinaus werden den Anbietern kurze Leitfäden zur Verfügung gestellt, die die Registrierung und das Abrechnungssystem erklären. Die bereits versandten Gutscheine behalten auch nach dem 1. März ihre Gültigkeit und können bis zum aufgedruckten Ablaufdatum eingelöst werden.
Die Teile des BuT werden unterschiedlich gut angenommen. Insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro hat der Kreis Nordfriesland im Jahr 2016 für Leistungen des Bildungspaketes ausgegeben. Den größten Posten machte mit 28 Prozent die Mittagsverpflegung aus, dann folgen der Schulbedarf mit 23 Prozent und die Ausflüge mit 19 Prozent. In die Schülerbeförderung flossen 9 Prozent, in die Teilhabe am sozialen Leben 11 Prozent und in die – nur unter engen Voraussetzungen bezuschussungsfähige – Lernförderung 10 Prozent.
Der Kreis Nordfriesland hat die Internetseite www.nordfriesland.de/bk mit weiteren Informationen zum Thema eingerichtet.