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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

13.11.2013

Familienrat stärkt Selbsthilfekräfte der Familie

Der beste Ratgeber ist die eigene Familie. Deshalb setzt sich eine Methodik aus der Jugendhilfe, der Familienrat, immer häufiger auch bei Problemen anderer Altersgruppen durch. »Ob Kinder Schwierigkeiten bereiten oder Großeltern an Demenz erkranken – ein Familienrat hilft fast immer«, erläutert Angelika Lies aus dem Fachbereich Jugend, Soziales, Arbeit, Senioren der Husumer Kreisverwaltung.

Der Familienrat ist ein Verfahren für Situationen, in denen Familien die Unterstützung ihrer Verwandten, Freunde oder Nachbarn brauchen. Es eignet sich grundsätzlich bei jeder größeren Krise, vor der eine Familie steht: Etwa wenn Eltern und Kinder erhebliche Probleme miteinander haben, wenn ein behindertes Kind auf die Welt gekommen ist oder wenn alte Angehörige sich nicht mehr selbst versorgen können.

Seit 2006 bewährte Methode

Die Methodik stammt aus Neuseeland. Die nordfriesische Kreisverwaltung setzt sie seit 2006 in der Jugendhilfe ein. Aufgrund der sehr guten Erfahrungen wird sie inzwischen auch in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen und in der Seniorenhilfe eingesetzt. Insgesamt knapp 150 Familienräte haben bereits in Nordfriesland stattgefunden.

»An einem Familienrat nehmen acht bis zehn Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn, Ärzte oder andere Personen teil, die zum engeren Umfeld der Familie gehören«, erklärt Rüdiger Voß. Einberufen wird der Familienrat von einer speziell ausgebildeten Koordinatorin oder einem Koordinator, den die Kreisverwaltung vermittelt. Rüdiger Voß, ein inzwischen pensionierter Mitarbeiter des Flensburger Jugendamtes, gehört bereits seit 2006 zu den Koordinatoren und ist in dieser Funktion immer noch aktiv.

Vom Plan zur Umsetzung

Jeder Familienrat folgt einer bestimmten Struktur: Zunächst erklären alle Beteiligten, wie sie die Situation sehen, was ihnen Sorgen bereitet und welche hilfreichen Stärken sie in der Familie erkennen.

Danach ziehen der Koordinator und die anderen Fachleute sich zurück, damit die Familie allein einen Plan zur Problemlösung erarbeiten kann. Die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten. Anschließend stellt die Familie der Koordinatorin den Plan vor. Es werden Verabredungen zur konkreten Umsetzung getroffen.

Realistische Ergebnisse

»Die einzige Voraussetzung ist, dass es eine Familie gibt, die an einem Strang ziehen will«, berichtet Angelika Lies. Sie gehört zu einem kleinen Team, das die Familienrat-Koordinatoren ausbildet. Die Koordinatoren müssen nicht unbedingt Sozialpädagogen sein: Ihre Aufgabe besteht ja »nur« darin, die Familie dabei zu unterstützen, dass sie ihre Probleme selbst löst.

»Die Ergebnisse sind durchgehend realistisch und werden dann auch umgesetzt«, stellt Rüdiger Voß fest. Nach acht bis zwölf Wochen findet eine zweite Familienkonferenz statt, in der Bilanz gezogen und, falls erforderlich, Korrekturen vereinbart werden.

Familienrat führt zur Selbsthilfe

Da die Familienräte meist bei der Familie zuhause stattfinden, fallen so gut wie keine Kosten an. Die Aufwandsentschädigung für den Koordinator übernimmt die Kreisverwaltung. »Wir sehen das als Präventionsmaßnahmen an. Drei Tage Heimunterbringung für Kinder oder Senioren wären teurer als ein Familienrat«, sagt Angelika Lies.

Landrat Dieter Hansen schätzt den Familienrat als Methode, die Selbsthilfekräfte einer Familie zu aktivieren: »Wir in Nordfriesland haben schon immer versucht, unsere Probleme erst einmal selbst zu lösen, bevor wir Hilfe von außen anfordern. Der Familienrat fügt sich ideal in diese Philosophie ein«, sagt er.

Ansprechpartner

Kontakte zu Familienrat-Koordinatoren vermittelt das Diakonische Werk in Husum. Es ist unter der Telefon-Nr. 04841 90 56 850 sowie per E-Mail unter s.weissenberg@dw-husum.de erreichbar.

Hinweis: Diese Adresse wurde am 12.9.2017 aktualisiert.