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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

24.01.2013

Kinderbetreuung in Nordfriesland: Kreis sucht Tagespflegepersonen

»Das ist ein Beruf mit Zukunft, der eigentlich viel bekannter sein müsste«, findet Landrat Dieter Harrsen. Die Rede ist von Tagesmüttern und -vätern. Im Zusammenhang mit dem ab August 2013 geltenden Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung für Ein- und Zweijährige hat der Bund ihre Tätigkeit aufgewertet. Ein gutes Drittel der neuen Betreuungsplätze soll durch die sogenannten »Tagespflegepersonen« abgedeckt werden. Der Bedarf wird also steigen. Doch schon heute fehlen in Nordfriesland entsprechende Fachleute.
Der Bund definiert Tagespflege als gleichwertiges, ergänzendes Angebot zum Kindergarten. Moderne Tagespflegeeltern kümmern sich nicht nur um die familienähnliche Betreuung, sondern ebenso um die Bildung und Förderung der ihnen anvertrauten Kinder.

Um Interessenten den Einstieg zu ermöglichen, bietet der Kreis Nordfriesland spezielle Qualifizierungsmaßnahmen an: Vorgesehen sind 160 Unterrichtseinheiten in drei Ausbildungsblöcken und ein Praktikum. Darin geht es um pädagogisches und entwicklungs-psychologisches Wissen sowie um rechtliche Aspekte. Die ersten 50 Stunden finden, über ein halbes Jahr verteilt, an Sonnabenden statt, der Rest folgt später berufsbegleitend. Allen so geschulten Tagespflegepersonen stellt der Kreis eine offizielle Erlaubnis zur Kindertagespflege aus, die deren persönliche Eignung bestätigt. Ohne die Erlaubnis darf niemand als Tagespflegeperson tätig werden.

Stephanie Zimmermann und Martina Kipp sind die ständigen Ansprechpartnerinnen für Tagespflegepersonen in der Husumer Kreisverwaltung. Sie beraten Interessierte und organisieren die Kurse. Auch danach bieten sie regelmäßige Fortbildungen für Tageseltern an, die gleichzeitig dem Erfahrungsaustausch und der Besprechung fachlicher Fragen dienen.

»Die Motivation der Tagespflegepersonen liegt in der Freude am Umgang mit Kindern, in der Zusammenarbeit mit den Eltern und in der Freiheit, die Betreuung der Kleinen eigenverantwortlich zu gestalten«, weiß Stephanie Zimmermann.

Viele Eltern vertrauen ihr Kind einer Tagespflege an, weil es so in einem familiärem Umfeld bleibt und weil Tagespflegepersonen individuelle Schwerpunkte setzen können: Manche halten Haustiere, andere bieten eine naturnahe Betreuung an, bei der die Kinder viel draußen sind, manche sprechen mehrere Sprachen oder haben sich auf Bewegungsförderung oder Sprachentwicklung spezialisiert. Je umfangreicher die Pflegeperson qualifiziert ist, desto individueller kann sie den Alltag an den Bedürfnissen der einzelnen Kinder ausrichten.

Auch die zeitliche Flexibilität vieler Tagespflegestellen wissen Eltern zu schätzen: Die Betreuungszeiten können individuell vereinbart werden, also auch abends, nachts oder am Wochenende.

In vielen Fällen sind Tagespflegepersonen ergänzend zu Kindertageseinrichtungen oder Krippen tätig: Wenn der Kindergarten etwa um 13 Uhr schließt, die Eltern aber bis 17 Uhr arbeiten, kann ihr Kind solange in eine Tagespflegestelle gehen. Dort werden maximal fünf Kinder gleichzeitig betreut. Eltern mit besonders frühem Arbeitsbeginn können auch vereinbaren, dass ihr Nachwuchs täglich vor dem Kita- oder Schulbeginn eine Tagespflege in Anspruch nimmt.

»Neben dem pädagogischen Aspekt besitzen Tagespflegestellen eine hohe Bedeutung für die Wirtschaft, weil sie Eltern ermöglichen, Familie und Beruf zu vereinbaren«, betont Landrat Harrsen.

Zur Zeit fehlen insbesondere in Süderlügum und der Wiedingharde, auf den Inseln sowie in Niebüll und Husum Tagespflegepersonen. »Aber wir schulen auch gern Interessierte aus anderen Teilen des Kreises, weil sich jederzeit überall ein neuer Bedarf auftun kann«, sagt Stephanie Zimmermann.

Sie bietet zwei Informationsveranstaltungen für Interessenten an: am 12. Februar 2013 im Husumer Kreishaus, Marktstraße 6, Sitzungssaal Südtondern, sowie am 14. Februar 2013 in der Ev. Familienbildungsstätte in Niebüll, Uhlebüller Str. 22, jeweils von 10 bis 11:30 Uhr.

Telefonisch ist sie unter (04841) 67524 erreichbar – auch für Eltern, die eine Tagespflegestelle für ihr Kind suchen.

Die finanzielle Seite wickelt der Kreis ab: Er übernimmt die regelmäßigen Zahlungen an die Tagespflegepersonen – abhängig vom zeitlichen Umfang der Förderung. Es gelten die gleichen Rahmenbedingungen wie beim Kita-Beitrag. So können Ermäßigungen für Geschwisterkinder und einkommensabhängige Reduzierungen beantragt werden.

In Nordfriesland gibt es zur Zeit rund 103 Tagespflegepersonen. Sie betreuen etwa 210 Kinder.