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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

16.12.2022

Kreis Nordfriesland bietet Erzieher-Ausbildung mit höherem Praxisanteil an

Der Kreis Nordfriesland will Interessierten die Entscheidung für den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers erleichtern. »Wir planen die Einrichtung einer Klasse für die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) an der Fachschule für Sozialpädagogik an der Beruflichen Schule in Niebüll«, erläutert Landrat Florian Lorenzen.

Üblicherweise erlernen Erzieher ihren Beruf an einer Fachschule. Sie dauert drei Jahre und endet mit einem Abschluss, der in die Kategorie »Bachelor Professional« fällt. Praxiserfahrung erlangen sie in Praktika. Danach können sie etwa in Kindertageseinrichtungen, Häusern der Jugend, Jugendzentren oder anderen Einrichtungen arbeiten.

»Der Ausbildungsgang, den wir nun anbieten, führt zum gleichen Abschluss, enthält aber deutlich mehr praktische Anteile – und er ist finanziell attraktiv. Denn den PiA-Teilnehmenden wird, anders als bei der klassischen Ausbildung, ein Gehalt gezahlt«, erläutert Birte Überleer aus dem Fachbereich Jugend, Familie und Bildung der Kreisverwaltung.

Wer heutzutage Erzieher wird, hat einen krisenfesten Beruf gewählt. Der Fachkräftemangel ist in diesem Bereich deutlich zu spüren. Seit Jahren haben Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat der Kreistag im September beschlossen, Träger von Kindertageseinrichtungen, die den neuen Ausbildungsgang anbieten, finanziell zu unterstützen. Für das Schuljahr 2023/2024 stellt der Kreis Mittel in Höhe von bis zu 100.000 Euro zur Verfügung. In den Folgejahren steigt die Summe noch an.

PiA-Teilnehmer sind vom ersten Tag an bei einem Kita-Träger sozialversicherungspflichtig angestellt. Das Bruttogehalt liegt zurzeit bei knapp 1.200 Euro im ersten, 1.250 Euro im zweiten und 1.350 Euro im dritten Jahr.

Die Träger, die bereit sind, Neuland zu betreten, werden im ersten Jahr vom Land mit monatlich 400 Euro bezuschusst. Hinzukommt eine Pauschale für die fachliche Anleitung des Nachwuchses. Ab dem zweiten Jahr haben die Teilnehmer bereits ein fachliches Niveau erreicht, das es den Trägern erlaubt, sie auf den Fachkräfteschlüssel anzurechnen. Das eröffnet den Trägern entsprechende Refinanzierungsmöglichkeiten.

Die Zeit drängt: Die PiA-Klasse kann nur eingerichtet werden, wenn bis Ende Februar mindestens 25 qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber vorhanden sind. Bei Unterrichtsbeginn im August muss mindestens eine Klassenstärke von 25 Schülerinnen und Schülern erreicht werden.

Daneben wird die Verwaltung gemeinsam mit den beruflichen Schulen des Kreises Nordfriesland ein Konzept entwickeln, um neue Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. »Wir streben ein Gesamtkonzept an, mit dem wir die Attraktivität einer beruflichen Tätigkeit im sozialpädagogischen Bereich im Kreis Nordfriesland deutlich anheben wollen«, erläutert Birte Überleer.

Rechtlich gilt die PiA-Ausbildung als Weiterbildung. Mit Bestehen der Prüfung nach drei Jahren wird die Berechtigung zur Führung der Berufsbezeichnung »Staatlich anerkannte Erzieherin/Staatlich anerkannter Erzieher« erworben. Der Abschluss ist einem an einer Universität erreichten Bachelorabschluss gleichwertig. Wer darauf aufbauen möchte, kann beispielsweise ein Master-Studium im Fach Sozialpädagogik dranhängen.

Schulische Aufnahmevoraussetzung ist der Mittlere oder ein gleichwertiger Schulabschluss. Wer dazu noch eine anerkannte Ausbildung in einem anderen Beruf abgeschlossen hat oder eine einschlägige Berufstätigkeit von drei Jahren vorweisen kann, kann für die PiA zugelassen werden. Gleiches gilt für Interessenten mit Fachhochschulreife oder Abitur, die ein Jahr lang ein einschlägiges Praktikum absolviert haben. »Wir suchen nicht nur junge Leute, sondern Bewerber aus allen Altersklassen«, unterstreicht Landrat Florian Lorenzen.

Interessierte sollten sich bei den Kindertageseinrichtungen beziehungsweise deren Trägern melden, die dann die Anstellungsverträge erstellen und weitere Beratungen durchführen.