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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

13.12.2011

Kreis Nordfriesland stellt Einsatzkonzept für Notfälle am Hindenburgdamm vor

Am 13. Dezember 2011 stellte der Kreis Nordfriesland im Husumer Kreishaus das neue Einsatzkonzept für Notfälle am Hindenburgdamm vor. »Nach zweijähriger Vorarbeit haben wir gemeinsam mit allen beteiligten Stellen ein nach Meinung aller Fachleute sehr überzeugendes Ergebnis erzielt«, erklärte Landrat Dieter Harrsen.
Das Konzept regelt die Einsatzroutinen von Rettungsdienst und Feuerwehr bei Unfällen und anderen Notlagen auf dem Hindenburgdamm. Federführend für den medizinischen Teil war der Fachdienst Rettungswesen des Kreises Nordfriesland, für den technischen Teil der Kreisfeuerwehrverband. Als Partner wirkten unter anderem die Deutsche Bahn AG (DB AG) und die Nord-Ostsee-Bahn, das Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein sowie die Leitstelle Nord mit.

Mitte 2009 hatte der Leiter des Fachdienstes Rettungswesen des Kreises Nordfriesland, Christian Wehr, Lücken im geltenden Notfallplan für den zehn Kilometer langen Damm festgestellt, der Sylt mit dem Festland verbindet. Beispielsweise war nicht völlig klar, ob die Feuerwehren von Sylt oder vom Festland als erste alarmiert werden sollten und wer genau welche Aufgaben vor Ort wahrzunehmen hatte.

Wehr nahm Kontakt mit Kreiswehrführer Christian Albertsen, der Bahn und vielen anderen Beteiligten auf. »Wir sahen uns die Verhältnisse vor Ort an und standen plötzlich vor zahllosen Detailproblemen – von der Frage der Befahrbarkeit des Dammfußes mit Einsatzfahrzeugen bis hin zu der Frage, wie man Verletzte trotz des rutschigen Untergrundes am Damm in mehrere Meter höher stehende Eisenbahnwaggons bringen und sie in der räumlichen Enge dort weiter versorgen kann«, berichtete Christian Wehr.

Zuerst wird auf Sylt alarmiert

In vielen Sitzungen spielten die Fachleute verschiedenste Szenarien durch und stellten ihre Ideen und Ergebnisse in praktischen Übungen vor Ort auf die Probe. Schließlich legten sie unter anderem fest, dass bei Notfällen zuerst die Sylter Rettungskräfte alarmiert werden sollen: Die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz, das auf der Insel im Auftrag des Kreises den Rettungsdienst wahrnimmt, fahren mit ihren hierfür besser geeigneten Einsatzfahrzeugen auf dem Damm zur Unfallstelle. Ihre Kollegen auf dem Festland halten sich am Dammübergang ebenfalls bereit und können bei Bedarf schnell hinzugezogen werden.

Sind Schwerverletzte zu versorgen, fliegt auch der in Niebüll stationierte Rettungshubschrauber zum Damm, um im günstigsten Fall ein medizinisches Rettungsteam absetzen zu können. Da der Hubschrauber am Damm nicht direkt landen kann und aus Kapazitätsgründen nur einzelne Patienten auf dem Dammweg mit Rettungswagen transportiert werden können, müssen spezielle Hilfszüge eingesetzt werden.

Diese Hilfszüge werden in Niebüll aus »normalen« Zügen gebildet und mit Rettungsdienst- und Feuerwehrpersonal sowie Notärzten besetzt. Auf dem Damm unterstützen sie dann ihre bereits vor Ort befindlichen Sylter Kollegen. Nach der Erstversorgung werden die Unfallopfer mit dem Hilfszug zum DB-Autozug-Terminal nach Niebüll gefahren. Dort werden die Verletzten an bereitstehende Rettungs- und Notarztwagen sowie Rettungshubschrauber übergeben.

Dieses System funktioniert auch, wenn der Dammweg zum Beispiel bei einer Sturmflut nicht mit Einsatzfahrzeugen befahrbar ist und die Sylter Kräfte den Einsatzort kaum erreichen können: In diesem Fall springen die Retter vom Festland mit einem Autozug ein und bringen die notwendigen Feuerwehrfahrzeuge gleich mit.

Großtank-Löschfahrzeug aus Tondern

Auch der Brandfall wurde im Konzept berücksichtigt. Reichen die Tanklöschfahrzeuge der örtlichen Feuerwehren nicht aus, wird das bereits am Damm oder auf dem Autozug wartende Großtank-Löschfahrzeug aus dem dänischen Tondern eingesetzt. »Im Rettungswesen arbeiten wir seit langem eng mit dänischen Partnern zusammen. Die Landesgrenze spielt für uns dabei keine große Rolle mehr«, sagt Christian Wehr.

Als Hauptverantwortlicher für den Katastrophenschutz brachte Landrat Dieter Harrsen sich immer wieder persönlich in die Erarbeitung des Konzeptes ein. »Natürlich hoffen wir, dass nichts passiert, aber im Fall der Fälle wären wir jetzt für alle Eventualitäten gerüstet«, sagte er mit einem großen Dankeschön an alle Beteiligten.

Riesige Übung 2013

Was noch aussteht, ist eine große Rettungsdienst- und Katastrophenschutz-Übung vor Ort mit vielen Rettungskräften aller im Konzept eingebundenen Hilfeleistungsorganisationen. »Weil wir den Damm dafür stundenlang blockieren müssen, kann in dieser Zeit kein Zug fahren«, erläutert Christian Wehr. Doch auch die Bahn signalisiert hohes Interesse an einer solchen Großübung: »Sie müsste nachts stattfinden, wenn keine Züge fahren, aber das kriegen wir hin«, sagt der Pressesprecher der DB AG, Egbert Meyer-Lovis, zu.

Laut Christian Wehr und Kreiswehrführer Christian Albertsen wird dies die größte gemeinsame Übung werden, die jemals in Nordfriesland stattgefunden hat. Um alle Komponenten des neuen Einsatzkonzeptes zu überprüfen, werden mehrere hundert Einsatzkräfte, Dutzende Einsatzfahrzeuge sowie die bahntechnischen Infrastrukturen wie Rettungszüge, Stellwerkbesetzungen und vieles weitere benötigt. Die Vorbereitungen werden etwa ein Jahr dauern. Wehr und Albertsen rechnen mit einem Termin im Frühsommer 2013.

Vordringlich kümmern die beiden sich darum, rund 800 Einsatzkräfte aller Rettungsorganisationen in der Umsetzung des neuen Konzeptes zu schulen. »Ein Konzept kann ja nur funktionieren, wenn alle es kennen«, erklärt Christian Albertsen.

An einigen Ergänzungen des Gesamtkonzeptes wird noch weiter gearbeitet. So baut die Bahn zunächst eine Testwendestelle für Einsatzfahrzeuge auf dem Damm. Nach der Fertigstellung werden die beteiligten Organisationen sie auf Herz und Nieren prüfen – bewährt sie sich, können weitere folgen. Innerhalb der nächsten Monate sollen ergänzende Ausrüstungsteile geliefert werden, zum Beispiel maßgeschneiderte Transportkisten für medizinisches Material.