Landrat Dieter Harrsen: Die Bundeswehr ist unverzichtbar für den Katastrophenschutz
Ohne Bundeswehr nicht leistbar
Der Bereich Katastrophenschutz wird in Nordfriesland und Dithmarschen in erster Linie durch insgesamt 228 freiwillige Feuerwehren mit 9.200 Mitgliedern gesichert. Allerdings sind bei einer schweren Sturmflut die auf den Inseln ansässigen sowie die tatsächlich nicht erreichbaren Kräfte davon abzuziehen.
Kein Personal für Deichsicherung
Aufgrund des ebenfalls zu berücksichtigenden Sicherstellungsauftrages für das restliche Kreisgebiet stehen zahlreiche weitere Feuerwehreinheiten im Ernstfall nicht zur Verfügung, weil sie ein nunmehr deutlich vergrößertes Einsatzgebiet absichern müssen.
Zu den Feuerwehren kommen lediglich etwa 220 Kräfte der im Katastrophenschutz organisierten Hilfsorganisationen DRK und DLRG sowie rund 200 Helfer der ortsansässigen THW-Einheiten. Sie können ebenfalls nicht für Deichsicherungsaufgaben eingebunden werden, da sie anderweitige Anforderungen zu bewältigen haben – zum Beispiel Evakuierungsunterstützungen, Unterbringung, Verpflegung, Betreuung und Versorgung.
Zweit- und Dritt-Schichten organisieren
»Da Sturmflutlagen jedoch mehrere Tage andauern können und die Einsatztätigkeiten überwiegend schwerste körperliche Anstrengungen bei schlechtestem Wetter umfassen, müssen wir Zweit- und Drittschichten organisieren. Ohne die Bundeswehr ist das unmöglich zu schaffen«, weiß Landrat Harrsen: Allein eine zweite Schicht würde für Nordfriesland und Dithmarschen insgesamt mindestens 1.700 Unterstützungskräfte erfordern.
Dazu kommt der Zeitfaktor: Kommt die Sturmflut, muss alles ganz schnell gehen. Viel Zeit für den Anmarsch von Unterstützungskräften und pioniertechnischen Gerätschaften aus größerer Entfernung gibt es nicht.
Schweres Gerät hat nur die Bundeswehr
Landrat Harrsen hebt die lange Tradition der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) in Nordfriesland und Dithmarschen hervor. So nehmen Bundeswehrangehörige gemeinsam mit den Küstenschutzbehörden und anderen Organisationen an den jährlichen Deichschauen teil.
Innerhalb des Katastrophenschutzes sind die ZMZ-Verbindungspersonen sowohl in die Katastrophenabwehrstäbe der Kreise Nordfriesland und Dithmarschen als auch in die Stäbe vor Ort in Niebüll, Husum und Garding eingebunden, um die Kommunikation zu dem zuständigen Landeskommando oder Wehrbereichskommando sicherzustellen. Regelmäßige Übungen, Schulungen sowie der Austausch von Informationen gehören zur gelebten Kooperation.
»Der Abzug der Bundeswehreinheiten von der Westküste würde die Gefährdungslage sehr deutlich erhöhen. Der Katastrophenschutz wäre kaum noch zu gewährleisten. Deshalb gehe ich davon aus, dass Verteidigungsminister de Maizière dies bei seinen Entscheidungen berücksichtigen wird«, erklärt Dieter Harrsen.
4.400 Soldatinnen und Soldaten
Hauptsächliche Standorte:
- Husum (Spezialpionierbataillon und Flugabwehrraketengeschwader)
- Husum, Leck und Stadum (Flugabwehrraketengruppe)
- Seeth (Lazarettregiment)
- Heide I (Sanitätszentrum)
- Heide II (zahlreiche Lehrgangsteilnehmer unterschiedlichster Bundeswehreinrichtungen in verschiedener personeller Stärke innerhalb der Ausbildungsanlagen)
Möglichkeiten der Spezialpioniere
• Erhöhung der Bodenbefahrbarkeit
• Herrichten und Erhalten von Zu- und Abfahrten
• Bau von Behelfsstraßen
• Verstärkung der Tragfähigkeit von Brücken
• Bau von Behelfsstraßen und Behelfsbrücken
• Einsatz leichter Übergangsmittel
• Einrichten von Lager- und Landeplätzen für Hubschrauber
• Bau und Betrieb von Behelfsunterkünften
• Trinkwasseraufbereitung
• Trümmerbeseitigung mit Pioniergerät
• Unterstützungsleistungen mit schwerem Gerät
• Abrissarbeiten und Sprengungen
• Unterstützung bei der Sicherung von Deichen
• Unterstützung beim Bau von Notdeichen
Möglichkeiten der Sanitätseinheiten
• Unterstützung beim Betrieb von Auffangkapazitäten nach Evakuierungen
• Unterstützung bei Such- und Rettungsmaßnahmen
• Übernahme von Nottransporten in unwegsamem Gelände und auf aufgeweichten Flächen durch speziell hierfür ausgelegte Sanitätsfahrzeuge
• Aufbau und Betrieb von Rettungsstationen oder Rettungszentren
• Ggf. unterstützende Versorgung mit Arzneimitteln und Verbandstoffen
Flugabwehrraketengeschwader
• Unterstützung bei Not- und Rettungsmaßnahmen
• Unterstützung bei Evakuierungen größerer Gebiete
• Unterstützung bei Deichsicherungsarbeiten und Bau von Notdeichen
• Unterstützung innerhalb logistischer Maßnahmen und der strategischen Führung
Luftaufklärung (Schleswig-Jagel)
• Luftbild- sowie ggf. Videoüberstellung gefährdeter Deichabschnitte und Räume
• Deich- und Raumaufklärung