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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

20.04.2016

Wenn Helfen zur Pflicht wird

Friedrichstadt. Die Stadt Friedrichstadt stellt eine Pflichtfeuerwehr auf. Am Freitag dieser Woche (22. April) erhalten 50 Bürgerinnen und Bürger der Stadt schriftliche Verpflichtungserklärungen. Zuvor hatten Austritte von Feuerwehrkameraden und arbeitsplatzbedingte Wohnortwechsel dazu geführt, dass bei Weitem nicht mehr genügend Feuerwehrleute ihren Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichstadt verrichteten. Derzeit hat die Wehr einen Personalbestand von nur 23 Feuerwehrleuten, 50 müssen es nach den Vorschriften des Landes-Brandschutzgesetzes mindestens sein.

»Deshalb war der Kreis Nordfriesland als Aufsichtsbehörde gezwungen, die Anerkennung der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichstadt zu widerrufen«, erklärt der stellvertretende Landrat Jörg-F. von Sobbe. Ein vorangegangenes Gespräch der Verwaltung mit Kreiswehrführer Christian Albertsen, dem Ordnungsamt des Amtes Nordsee-Treene und dem Bürgermeister der Stadt, Eggert Vogt, hatte gezeigt, dass es keine andere Lösung gibt.

Für die Übernahme der gesetzlichen Aufgaben nach dem Brandschutzgesetz bedarf jede Feuerwehr der Anerkennung durch die Aufsichtsbehörde. Die Anerkennung setzt zwingend eine ausreichende persönliche und sächliche Leistungsfähigkeit der Feuerwehr sowie die persönliche und fachliche Eignung der Wehrführung voraus. Sie ist zu widerrufen, wenn eine der Voraussetzungen nicht mehr vorliegt.

»Uns ist der Schritt nicht leicht gefallen, aber es ging nicht anders. Eine Feuerwehr ist wichtig und wird gebraucht. Die Bevölkerung verlässt sich darauf, dass nach dem Notruf schnelle Hilfe kommt«, erläutert Bürgermeister Eggert Vogt. In den letzten Jahren hatte sich die städtische Feuerwehr viele Aktionen einfallen lassen, um aktive Mitglieder zu gewinnen – ohne den erwarteten Erfolg. »Viele Gespräche wurden geführt, einige wollten es sich überlegen, leider hat man dann nichts mehr von ihnen gehört«, erinnert sich Vogt. Da half es auch nichts, dass die Feuerwehr gut ausgestattet ist. Im nächsten Jahr wird ein neues Löschfahrzeug beschafft, und ein Neubau des Feuerwehrhauses ist in der Planung.

Nach Paragraph 19 der Gemeindeordnung für das Land Schleswig-Holstein ist jeder Bürger verpflichtet, Ehrenämter und ehrenamtliche Tätigkeiten für die Gemeinde zu übernehmen und auszuüben. »Leider ist das vielen Bürgern heutzutage nicht bewusst. Oft werden Forderungen erhoben, aber die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden, fehlt«, bedauert Ralf Heßmann, der Amtsvorsteher des Amtes Nordsee-Treene. »Unser Ziel ist es aber, wieder eine Freiwillige Feuerwehr in Friedrichstadt auf die Beine zu stellen. Daran arbeiten wir alle, und das Amt Nordsee-Treene wird hier nach besten Möglichkeiten unterstützen.«

Und bis es soweit ist? »Die Friedrichstädter Bürger müssen keine Angst haben, alles funktioniert weiter wie bisher. Wer ein Feuer entdeckt, kann, wie üblich, den Notruf unter 112 wählen«, beruhigt Christian Albertsen. Er hat die Nachbarwehren aus Koldenbüttel, Seeth und Drage über die Umstände informiert und sie gebeten, die städtische Pflichtwehr im Einsatzfall unterstützen. »Da gab es keinerlei Zögern, die Hilfsbereitschaft war sofort da«, freut sich Albertsen.

Ein Problem gibt es jedoch: Die Gleise der Marschenbahn trennen Koldenbüttel und Friedrichstadt. Am Bahnübergang bleiben die Schranken oft bis zu sieben Minuten lang geschlossen – und das bei mehr als 40 Zügen pro Tag. »Es wird sicherlich Fälle geben, in denen die Koldenbüttler an der Schranke warten müssen, während sich ein Feuer in Friedrichstadt weiter ausbreitet. Das zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass die Stadt selbst eine funktionierende Feuerwehr hat«, unterstreicht Kreiswehrführer Albertsen.

Nicht alle Neumitglieder verfügen über Erfahrungen in der Brandbekämpfung. Sie müssen zunächst die sogenannte Truppmann-Ausbildung durchlaufen. Die dafür erforderlichen Übungsabende enthalten theoretische und praktische Teile und erstrecken sich über mehrere Wochen. Bis dahin werden die umliegenden Wehren stärker belastet sein.