3. Nordfriesisches Bildungsforum 2021: »Meine Sprünge ins (Berufs-)Leben«
Was will ich werden? Finde ich einen Ausbildungsplatz? Bin ich überhaupt bereit für eine Ausbildung? Solche Ängste kennen fast alle Jugendlichen. Doch sie potenzieren sich, wenn die Ausgangssituation nicht ideal ist und z. B. Schulabschlüsse, Sprachkenntnisse oder Vorbilder fehlen.
Die kommunale Bildungslandschaft und JBA-Mitarbeitende im Kreis Nordfriesland haben fünf junge Menschen nach ihren persönlichen Erfahrungen am Übergang Schule-Beruf gefragt und die Antworten filmisch in der Dokumentation »Meine Sprünge ins (Berufs-)Leben“ festgehalten. Die fünf Geschichten stehen dabei symbolisch für die Herausforderungen, die viele Gleichaltrige am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt bewältigen müssen.
Die Dokumentation wurde auf dem 3. Bildungsforum Nordfriesland »Moin Bildungsland – Den Übergang von der Schule ins Berufsleben erfolgreich gestalten« in Husum am 8. November 2021 uraufgeführt. Im Anschluss an den Film haben die Besucherinnen und Besucher des Bildungsforums gemeinsam an Lösungsansätzen für die identifizierten Hindernisse gearbeitet.
Die Dokumentation kann hier angesehen werden.
Wie entstand die Idee zu diesem Film?
In einer Welt, in der unsere Realität vermehrt im digitalen Raum stattfindet, werden Insta-Storys für viele junge Leute immer mehr zu einem Kompass für Lifestyle und Lebensentwurf.
Fragt man junge Leute nach ihren Zielen für ihre Zukunft, sind Antworten wie: »Ein geiles Haus mit Keller, in dem ich mir dann ein fettes Gamer-Zimmer einrichte« keine Seltenheit mehr. Junge Leute orientieren sich nicht mehr nur an uns Eltern, die völlig unspektakulär jeden Morgen zur Arbeit gehen. Viel mehr schauen sie auf Instagram und Co jungen Lifestyle-Familien dabei zu, wie diese ihren vermeintlichen Alltag bestreiten. In diesem Alltag ist es völlig normal, auf den Bahamas mit Schweinen zu tauchen.
Ein Leben im Sonnenschein – so viele schaffen es so spielend. Auf jeden Fall sieht der Blickwinkel vor der Kamera so aus. Dass Influencer hart gearbeitet haben, vielleicht sogar Niederschläge oder Rückschläge aushalten mussten, diese Infos sind – wenn überhaupt – Randnotizen. Kaum wahrnehmbar in diesem Meer der informativen Nachrichtenflut.
Als Schüler kann man davon träumen, dass man auch irgendwann auf dieser Welle des digital-medialen Glückes mitsurfen wird.
So real-nervige Fragen nach einem »handfesten« Berufswunsch werden registriert, lassen sich jedoch aussitzen, solange sich irgendwo eine Schulbank drücken lässt. Auch wenn die Schule vielleicht nicht der schönste Ort der Welt ist, sie erfordert so wenige Entscheidungen für die nächsten Lebensschritte. Der Schritt in den Beruf fällt immer mehr jungen Menschen schwer. Was soll ich werden? Was will ich überhaupt? Neben viel Geld haben und wenig dafür tun müssen!
Für das 3. Nordfriesische Bildungsforum entstand ein Film, der den Übergang beleuchtet. Die jungen Leute, die im Film zu sehen und zu hören sind, träumen nicht vom Zocken oder einem Leben auf den Bahamas. Sie wollen das, was wir uns für alle Übergänger wünschen. Sie wollen eine Ausbildung machen, um Teil der produktiven Gesellschaft zu werden – doch der Weg dahin kann trotz klar definiertem Ziel so schwer sein.
Es wäre schön, wenn die fünf Protagonisten eine Vorbildrolle für viele andere junge Nordfriesinnen und Nordfriesen übernehmen können. Dass sie ermutigen, nicht nur auf die Glanzfassade von Instagram und Co. hinaufzuschauen.
Die nordfriesischen »Filmstars« lassen den Zuschauer hinter die Fassade schauen, da, wo das wirkliche Leben stattfindet. Da, wo uns die Realität erwartet, die sich nicht wegfiltern lässt. Es ist eine Einladung, über eigene Ängste, Sorgen und Nöte zu sprechen.
Ein Bildungsforum für die Akteure im Übergang Schule-Beruf:
Wichtig ist, dass die professionellen Akteure zu Wegbereitern werden, die aktiv zuhören, wahrnehmen, verstehen und durch vielfältige Hilfemaßnahmen schwierig wirkende Schritte gangbar machen.
Die Jugendberufsagentur mit den Teilhabern durch Jobcenter NF, Bundesagentur für Arbeit, Jugendhilfe des Kreises und den beruflichen Schulen Husum und Niebüll sowie dem Schulamt, haben es sich zur Aufgabe gemacht, für die jungen Menschen im Übergang Schule-Beruf da zu sein. Leitend ist die Fragestellung: Welche unterschiedlichen Problemlagen behindern einen guten Einstieg ins Berufsleben? Jeder Einzelne bringt seine eigenen Herausforderungen mit und auf diese geht die Jugendberufsagentur ganz individuell ein und unterstützt, damit der Sprung ins Berufsleben gelingt.
Vorläufiges Fazit
Die im Film mitwirkende Protagonistin Amira hat es bei einem Vorbereitungstreffen auf den Punkt gebracht. Sie sagte: »Ihr habt uns eine Plattform gegeben, dass wir über unsere Probleme reden konnten.« Damit hat sie die Intention der Jugendberufsagentur und des Bildungsforums prägnant zusammengefasst. Es wird mit diesem Film nicht der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, dass alle Probleme im Übergang Schule-Beruf aufgezeigt werden. Der Film zeigt, dass sich zuhören lohnt. Individuellen Problemen muss man sich individuell annehmen. Es zeigt sich, dass in jedem Menschen viel Potenzial steckt und es unsere gesellschaftliche Gesamtaufgabe ist, dieses Potenzial zu Tage zu fördern. Eine Gesellschaft kann dabei unterstützen, jungen Menschen den Sprung ins Berufsleben zu erleichtern.
Wir als Gesellschaft stehen vor großen Umbrüchen und Veränderungen. Wir können es uns nicht erlauben, einzelne Personen zurückzulassen. Deswegen wird eine individuelle Unterstützung immer wichtiger. Das Bildungsforum lässt sich als Chance gemeinsam nutzen, die Zukunft für junge Nordfriesinnen und Nordfriesen positiv zu gestalten.