Preiswürdig: Auszeichnungen des Kreises Nordfriesland für kulturelle Verdienste
Mit dem Hans-Momsen-Preis – der höchsten Auszeichnung, die der Kreis Nordfriesland zu vergeben hat – wird in diesem Jahr Hans-Georg Hostrup aus Tating geehrt. Jorge Sendler aus Süderlügum erhält den diesjährigen Margarete-Böhme-Jugendkulturpreis. Dies beschloss das Kuratorium der Stiftung Nordfriesland in seiner jüngsten Sitzung.
Die Preisträger
Hans-Georg Hostrup
Für seine großen Verdienste im Bereich der historischen Baukultur wird der Haubarg-Experte Hans-Georg Hostrup geehrt. Er ist Besitzer eines denkmalgeschützten Haubargs und schon aus diesem Grund Denkmalschützer und »Hausbewahrer« aus Überzeugung.
Seit dem Jahr 2009 hat er in ehrenamtlicher Funktion den Vorsitz der Interessengemeinschaft Baupflege Nordfriesland & Dithmarschen e.V. (IGB) übernommen, die sich für die Erhaltung der überlieferten historischen Baukultur und der Kulturlandschaft insgesamt an der Westküste Schleswig-Holsteins einsetzt.
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat er sich große Verdienste im Kampf um den Erhalt historisch gewachsener Baukultur in Nordfriesland erworben. Auf seine Initiative hin konnten viele alte Bauernhäuser vor dem Abriss bewahrt und gerettet werden.
Als Vorsitzender der IG Baupflege ist er zuständig für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Er ist Organisator und Mitwirkender bei Seminaren und Vorträgen und vertritt die IGB auf Veranstaltungen und in politischen Gremien. Zudem ist er auch Ideengeber und Mitorganisator von Exkursionen und Kampagnen, die sich für den Erhalt alter Häuser einsetzen.
Hans-Georg Hostrup verantwortet auch die Veröffentlichung von Fachbüchern innerhalb der IGB-Schriftenreihe und ist als Mitglied der Redaktion ist für die redaktionelle Bearbeitung der IGB-eigenen Zeitschrift »Maueranker« zuständig. Ferner arbeitet der Tatinger aktiv im Vorstand des Heimatbundes Landschaft Eiderstedt mit.
Der gemeinnützige Verein IGB erhielt 1984 den Deutschen Denkmalpreis, und 2018 – stellvertretend ihr Vorstandsvorsitzender, Hans-Georg Hostrup – die Auszeichnung »Mensch des Jahres« für sein ehrenamtliches Engagement.
Jorge Sendler
Mit dem Margarethe-Böhme-Jugendkulturpreis 2024 wird der 21-jährige gebürtige Süderlügumer Jorge Sendler für seine Verdienste im Bereich der Kirchenmusik ausgezeichnet. Der Organist und Kirchenmusiker gehört schon jetzt als junger Mensch zu den herausragenden Köpfen der nordfriesischen Kulturszene. 2003 in Süderlügum geboren faszinierten ihn schon früh die umliegenden Kirchen. Diese erkundete und zeichnete er detailgetreu bei Ausflügen mit den Eltern und Großeltern. Seine Mutter war damals Mitarbeiterin in der Kirchengemeinde Süderlügum-Humptrup als angestellt. Dadurch hatte Jorge erste Kontakte mit der Kirchenorgel. Er setzte sich an das Instrument und spielte nach Gehör Melodien und konnte nach kürzester Zeit bereits den Weihnachtsgottesdienst in der Süderlügumer Kirche – ohne Notenkenntnisse – begleiten. Nach erstem, kurzem Orgelunterricht erkannte und förderte der jetzige Organist der Kirchengemeinde Süderlügum-Humptrup, Jochen Seeger, das junge Talent. Er vermittelte weiteren, privaten Orgelunterricht zu dem bekannten und renommierten, hauptamtlichen Kirchenmusiker Poul Skjølstrup Larsen an der Abteikirche zu Løgumkloster Kirke in Dänemark.
Diese erfolgreiche und sehr fruchtbare Zusammenarbeit währte bis 2022 als Poul Skjølstrup Larsen in Ruhestand ging. Jorge Sendler war in dieser Zeit sehr erfolgreich als Vertretungsorganist sowohl in Norddeutschland als auch in Dänemark unterwegs. Bis 2019 die Kirchengemeinde Emmelsbüll-Neugalmsbüll den damals 15-jährigen als regulären Organisten an ihrer St. Gallus-Kirche anstellte. Wenig später erhielt Jorge Sendler die Zulassung zur weiteren Ausbildung an der Kirchenmusikschule in Løgumkloster (DK), die er neben dem Gymnasium und der Tätigkeit als Gemeindeorganist 2022 mit der D-Prüfung erfolgreich abschließen konnte. Zusätzlich unterrichtete er in dieser Zeit eigene Orgelschüler im Alter von 14 bis 50.
Anfang 2022 leitete Jorge Sendler die umfangreichen Sanierungs- und Rückbauarbeiten an der historischen Orgel der Firma Marcussen & Søn von 1891 in Neugalmsbüll. Fast täglich fuhr er über den Zeitraum von mehreren Monaten nach der Schule in die Kirche, um die Arbeiten der Kieler Orgelbauer zu begutachten und als deren kompetenter Ansprechpartner zu dienen. Mit großem musikalischen Rahmenprogramm konnte die komplett sanierte Orgel im Advent 2022 neu geweiht werden. Das Instrument strahlt seit dem in neuem, warmklingendem Ton und erfreut sowohl die Fachwelt als auch Gottesdienst- und Konzertbesucher.
Als Organist und seit 2023 auch Vorstandsmitglied setzte sich Jorge Sendler für ein breitgefächertes Musikangebot der Kirchengemeinde ein und hat seitdem ein buntes und dichtes Konzertprogramm auf die Beine gestellt, fast alles in eigener Regie und Verantwortlichkeit. Dabei gelang es ihm durch sein breit gefächertes Netzwerk, zahlreiche Künstler aus Nordfriesland und Norddeutschland in die kleine Kirchengemeinde zu holen. Daneben gelang es ihm, die in Emmelsbüll und Neugalmsbüll beheimateten Chöre, Flötengruppen und Musiziergruppen zu gemeinsamen Konzerten und Projekten zusammenzuführen. Daneben spielte er vor allem in den Sommermonaten mehrmals monatlich eigene Orgelkonzerte oder Orgelvespern.
Diese Tätigkeit als Organist hat er bis 30.06.2024 weitergeführt, obwohl er 2023 ein Angebot als Organist an der deutlich größeren Kirche in Breklum angenommen hat und daher nach Bredstedt gezogen ist. Nach dem Abitur im letzten Jahr hat er von September 2023 bis August 2024 zudem ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Stiftung Nordfriesland in Husum absolviert. Er wurde zum Sprecher des FSJ-Jahrgangs gewählt, so dass er neben seinen zahlreichen kirchenmusikalischen Aufgaben auch dort über das normale Maß hinaus aktiv war.
Neben der Musik engagiert sich Jorge Sendler zudem für das Kulturzentrum Eckhof in Galmsbüll und ist dort als 2. Vorsitzender des Galmsbüller Kultur e.V. aktiv.
Die Preise
Der seit 1986 verliehene Ehrenpreis des Kreises Nordfriesland ist nach Hans Momsen (1735-1811) aus Fahretoft benannt, der nebenberuflich als hoch angesehener Mathematiker, Astronom und Instrumentenbauer tätig war. Mit dem Hans-Momsen-Preis ehrt der Kreis Persönlichkeiten, die sich besondere Verdienste um das kulturelle Leben in Nordfriesland erworben haben. Der Preis besteht aus einem Ehrenring, einer Ehrenurkunde sowie einem Geldgeschenk.
Der Kreis Nordfriesland vergibt zum dritten Mal den Margarete-Böhme-Jugendkulturpreis. Dieser soll die Kreativität und das künstlerische Schaffen junger Nordfriesinnen und Nordfriesen fördern sowie besondere Leistungen im Bereich Kulturmanagement, Kulturvermittlung oder Regionalgeschichte anerkennen. Mit der Auszeichnung sind ebenfalls ein Preisgeld, ein Ring und eine Urkunde verbunden.
Die Namensgeberin des Jugendkulturpreises wurde am 8. Mai 1867 in Husum geboren. Margarete Böhme wuchs in Husum auf, wo sie eine Höhere Töchterschule besuchte. Bereits mit
17 Jahren veröffentlichte sie ihre erste Erzählung in einer Hamburger Zeitung; in den folgenden Jahren lieferte sie feuilletonistische Beiträge für deutsche und österreichische Zeitungen. Ab 1903 veröffentlichte sie Unterhaltungsromane, die teilweise zuerst als Fortsetzungsromane in Zeitungen erschienen. Ihren Durchbruch hatte sie 1905 mit dem Roman »Tagebuch einer Verlorenen«. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden Margarete Böhmes Bücher in Deutschland nicht mehr verlegt, und die Autorin geriet weitgehend in Vergessenheit. 1929 wurde das »Tagebuch einer Verlorenen« in Hollywood verfilmt, was Margarete Böhme zu neuer Bekanntheit verhalf.
Die Preisverleihung
Die Kulturpreisverleihung des Kreises Nordfriesland findet am Freitag, den 8. November, 17.00 Uhr im Rittersaal des Schlosses vor Husum mit geladenen Gästen statt. Nach der Begrüßung durch Landrat Florian Lorenzen werden Hans-Georg Hostrup und Jorge Sendler hier aus den Händen des Kreispräsidenten Frank Zahel ihre Urkunden, einen kunsthandwerklich gestalteten Ehrenring sowie jeweils einen Geldbetrag erhalten. Für den musikalischen Rahmen des Festakts sorgen Julia Polziehn (Violoncello) und Constance Vogel (Klavier).