Hilfsnavigation

Webseite durchsuchen

Wie kann ich Ihnen helfen?
Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

05.12.2018

Jugend- und Eingliederungshilfe: Land Rheinland-Pfalz interessiert sich für vorbildliche Arbeit des Kreises Nordfriesland

Hoher Besuch aus Mainz beim Kreis Nordfriesland: Am 29. November begrüßte der stellvertretende Landrat Florian Lorenzen die Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Christiane Rohleder, im Husumer Kreishaus.

Gemeinsam mit Fachleuten ihres Ministeriums, des Landesjugendamtes, Jugendamtsleitungen sowie freien Trägern aus ihrem Bundesland hatte sie die weite Reise in den Norden angetreten, um sich über die Arbeitsweise der Nordfriesen in der Jugend- und der Eingliederungshilfe zu informieren, die bundesweit als besonders fortschrittlich gilt.

»Wir legen größten Wert darauf, mit den freien Trägern der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten«, erläuterte Daniel Thomsen, der Leiter des Fachbereiches Jugend, Familie und Bildung der Kreisverwaltung.

Allerdings enthielten die Sozialgesetzbücher des Bundes enge Vorgaben oder Einschränkungen zur Umsetzung einer konsequent an den Bedürfnissen der Kinder und Familien orientierten Jugendhilfe und Eingliederungshilfe.

»Diese Rahmenbedingungen atmen den Geist der 80-er Jahre. Wir müssen immer wieder kreative Lösungen finden, um modern zu arbeiten, ohne den Rahmen der Gesetze zu verlassen«, bedauerte Thomsen.

Vorbeugende Arbeit wichtig

Neben passgenauen Hilfen im Einzelfall setzen die Nordfriesen auf vorbeugende Arbeit: »Es ist oft sinnvoll, in ein Jugendzentrum oder andere Projekte zu investieren, weil solche Strukturen mithelfen, die Probleme der Menschen gar nicht erst so groß werden zu lassen, dass sie Einzelfallhilfen beantragen müssen«, betonte der Leiter des Kreis-Jugendamtes, Peter Raben.

Freie Träger einig mit Kreis

Am nächsten Tag schloss sich ein Gespräch mit freien Trägern der Eingliederungs- und Jugendhilfe aus Nordfriesland an. »Wir arbeiten im Bereich der Inklusion sehr eng und sehr gut mit dem Kreis zusammen«, bestätigten die Geschäftsführungen der Lebenshilfe Husum, Susanne Hermerding, der Lebenshilfeeinrichtungen Niebüll GmbH, Andreas Elshoff, und Volker Schümann, Geschäftsführer, sowie Inken Voß-Carstensen, Geschäftsbereichsleiterin des Diakonischen Werkes Husum, im »Treffpunkt Mensch« der Lebenshilfe Husum.

Auch sie warben für Gesetzesänderungen, die es bundesweit allen Sozialbehörden erleichtern würden, die in Nordfriesland bewährten Methoden ebenfalls anzuwenden.

Impulse für die Diskussion in Rheinland-Pfalz

Staatssekretärin Dr. Christiane Rohleder und ihre Delegation bewerteten das Treffen positiv: »Wir haben deutlich gespürt, mit wie viel Überzeugung und Begeisterung unsere nordfriesischen Gastgeber von ihren Erfahrungen berichten. Wir nehmen viele Impulse für die künftige Diskussion in Rheinland-Pfalz mit«, sagte Rohleder.

»Es ist beeindruckend, wie Nordfriesland die Jugendhilfe und die Eingliederungshilfe so aufgestellt hat, dass für die betroffenen Familien trotz des zersplitterten Rechtsrahmens praktisch nicht spürbar wird, welche Maßnahmen Jugendhilfe sind und welche Eingliederungshilfe«, so Rohleder.

Riesen-Interesse in ganz Deutschland

Rund 50 Delegationen aus ganz Deutschland kamen in den letzten Jahren bereits nach Husum, um sich zum gleichen Thema zu informieren. »Je bekannter unsere innovativen Methoden werden, desto höher steigen die Chancen auf bessere gesetzliche Rahmenbedingungen«, hofft der stellvertretende Landrat Florian Lorenzen und unterstreicht: »Im Vordergrund steht für uns die hohe, an den Vorstellungen des jeweiligen Menschen orientierte Qualität.«

Nebeneffekt: geringerer Kostenanstieg

Ein positiver Nebeneffekt ist die finanzielle Entwicklung, die der Kreis auf die zielgerichtete Unterstützung zurückführt: Während die Aufwendungen für die Jugend- und Behindertenhilfe im Bundesgebiet von 2001 bis 2017 um 144 Prozent anstiegen, waren es in Nordfriesland lediglich 42 Prozent. Dieser Zweiklang, so Lorenzen, sei sicherlich der Grund für das große Interesse im Bundesgebiet.