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Wie kann ich Ihnen helfen?
Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

21.06.2023

Frühe Hilfen präsentieren sich mit eigener Homepage einer breiteren Öffentlichkeit

Die Geburt eines Kindes bringt für Eltern viele Veränderungen mit sich. Es gilt, einen neuen Rhythmus zu finden und im Familienalltag anzukommen. Dass Mütter und Väter dabei Herausforderungen begegnen und Fragen entstehen, ist ganz natürlich. Unterstützung und Antworten finden sie in dieser Phase bei den Frühen Hilfen im Kreis Nordfriesland. Mit der neuen Homepage https://fruehe-hilfen.nordfriesland.de soll das kostenlose und umfassende kreisweite Angebot in der Region nun noch bekannter werden.

Schwangere und Eltern mit Kindern bis drei Jahre erhalten hier alle wichtigen Informationen zu Beratungen und praktischen Alltagsunterstützungen der Frühen Hilfen. Das breite Spektrum kann dabei nach Wohnorten gefiltert werden. Zudem hält die Webseite unter anderem nützliche Links, Notfallnummern, Übersichten von Kinderärzten oder Hebammen sowie wertvolle Checklisten für die Zeit vor und nach der Geburt bereit.

»Wir haben eine Plattform geschaffen, die es Interessierten ermöglicht, auf alles Wissenswerte auf einen Blick, rund um die Uhr, bequem von zuhause aus und vor allem niedrigschwellig zugreifen zu können«, verdeutlicht Landrat Florian Lorenzen. »Mit diesem zusätzlichen Kanal wollen wir noch mehr Schwangere und Eltern erreichen, die Hilfestellungen in Anspruch nehmen möchten. Vor allem auch diejenigen, die bislang Hemmungen davor hatten, sich telefonisch an unser Jugendamt zu wenden«, erklärt Lorenzen.

Konzipiert wurde die erste eigene Homepage des lokalen und regionalen Unterstützungssystems, die mit Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen gefördert wurde, von Nele Cordes und Pia Hansen. Sie sind die neuen Gesichter des Teams der Frühen Hilfen des Kreises Nordfriesland.

Doch was sind Frühe Hilfe eigentlich? Es sind präventive Unterstützungsangebote. Mit ihnen werden zum einen die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern frühzeitig und nachhaltig verbessert. Zum anderen fördern sie die Beziehungs- und Erziehungskompetenzen von Müttern und Vätern.

Während das Kreisjugendamt die kreisweite Koordination übernimmt, setzen insgesamt sechs über das ganze Kreisgebiet verteilte Koordinatorinnen die Angebote um – vier auf dem Festland und zwei auf den Inseln. Die Koordinatorinnen arbeiten mit unterschiedlichen Netzwerkakteuren zusammen. Darunter: Kita-Leitungen, Kinderärzte, Psychologen, Familienzentren, Mitarbeitende des Allgemeinen Sozialen Dienstes und viele mehr. An all diesen Stellen werden Schwangere und Eltern auch auf die Frühen Hilfen aufmerksam gemacht.

Ihnen stehen im Laufe des Jahres vielfältige Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung: unter anderem Mütterfrühstücke und Stillcafés. Interessierte können aber auch von Ämterlotsen bei Behördengängen begleitet und beim Ausfüllen von Anträgen unterstützt werden. Wer den präventiven Hebammeneinsatz nutzen möchte, kann während des ersten Lebensjahres des Kindes beispielsweise bis zu acht Besuche von einer Familienhebamme oder Familien- und Kinderkrankenschwester bekommen. Und in der Spielbar in Husum können Eltern Spielzeug ausleihen und erhalten dazu Anregungen einer pädagogischen Fachkraft, wie sie mit ihrem Kind Zeit verbringen können.

»Geschätzt 80 Prozent der Familien, die sich an uns wenden, können wir direkt helfen. Den anderen 20 Prozent vermitteln wir spezielle Kurse oder Einrichtungen«, berichtet Nele Cordes, die sich unter anderem um die Einsatzkoordination der Familienhebammen und Familie- und Kinderkrankenschwestern kümmert. Sie widmet sich zudem den Anträgen und Verwendungsnachweisen im Rahmen der finanziellen Förderung durch die Bundesstiftung Frühe Hilfen sowie das Landesprogramm Schutzengel des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung.

Nele Cordes‘ Kollegin Pia Hansen weiß, dass die Angebote der Frühen Hilfen beispielsweise Frauen wahrnehmen, die aufgrund einschneidender Geburtserlebnisse oder Wochenbettdepressionen Schwierigkeiten haben, eine Bindung zum Nachwuchs aufzubauen. »Aber auch Familien mit 'Schreibabys' oder Kindern, deren enorme Bedürfnisse sich kaum stillen lassen, besuchen die Veranstaltungen. Andere wiederum wollen sich mit Müttern und Vätern oder den anwesenden Fachkräften austauschen und Kontakte knüpfen«, so die Nordfriesin.

»Unser Ziel ist es jedoch, noch mehr Eltern und Kindern zur Seite zu stehen. Da die kostenlosen Beratungen und praktischen Alltagsunterstützungen jedoch freiwillig sind, sind wir auf das Mitmachen der Menschen angewiesen. Nur wer den Weg zu den vertraulichen Angeboten findet und seine Fragen oder Herausforderungen offen anspricht, dem können wir auch rechtzeitig, schnell und langfristig helfen«, hält Pia Hansen fest.

Sie koordiniert das Netzwerk der Frühen Hilfen. Dabei arbeitet sie eng mit den regionalen Koordinatorinnen und den Trägern – Lebenshilfe Husum, Lebenshilfe Inseln, Lebenshilfeeinrichtungen Niebüll, Diakonisches Werk Husum, Diakonisches Werk Südtondern, Kompass gGmbH sowie Iuvo – und Akteuren des Netzwerkes zusammen. Zugute kommt der Sozialpädagogin hierbei ihre Erfahrung aus ihrer vorherigen Arbeit in einer Krippe.

»Es gibt viel mehr Menschen, die in puncto Eltern-Kind-Bindung oder in Erziehungsfragen vor Herausforderungen stehen, als die, die zu uns finden. Viele haben Hemmungen, über ihre Situation zu sprechen – aus Angst, schwach zu wirken«, erklärt Hansen. »Hinzu kommt ein immer größerer Druck durch die Sozialen Medien, die ein unrealistisches Bild von Müttern zeichnen. Man sieht Frauen, die sechs Wochen nach der Geburt in die alte Hose passen, top geschminkt sind, ihren Haushalt im Griff und dazu noch ein perfektes Kind haben. Wer will da schon gerne zugeben, dass es bei einem selbst anders aussieht«, berichtet Cordes.

Pia Hansen und Nele Cordes möchten Schwangeren sowie Müttern und Vätern daher Mut machen, sich anderen anzuvertrauen. »Mit herausfordernden Situationen vor oder nach der Geburt ist niemand alleine. Die Frühen Hilfen bieten einen sicheren, vertraulichen und wertfreien Raum, um sich mit anderen auszutauschen und neue Lösungswege zu finden. Unsere Angebote helfen dabei, Last und Druck zu nehmen«, verdeutlicht Hansen.

Durch die hervorragende Zusammenarbeit der Netzwerkakteure erreichen die Frühen Hilfen bereits etliche Familien. Die neue Homepage soll künftig zudem mit Postkarten und Plakaten an Orten wie Kitas, Arztpraxen, Familienzentren oder Entbindungskliniken beworben werden. Damit – so sind sich Pia Hansen und Nele Cordes sicher – wird der Begriff Frühe Hilfen bald viel mehr Menschen etwas sagen und das Angebot noch mehr genutzt werden.

Alle wichtigen Informationen zum Thema Frühe Hilfen sowie die entsprechenden Kontaktdetails aller Ansprechpersonen finden Interessierte unter https://fruehe-hilfen.nordfriesland.de.