Wirtschaft begrüßt Förderung des Deutschlandtickets durch den Kreis Nordfriesland
Am 1. August wird eine Bezuschussung des Deutschlandtickets in Nordfriesland eingeführt. »Es ist eine große Chance für die Umwelt und kann auch vielen Jugendlichen eine Menge Geld sparen« – darin sind sich Landrat Florian Lorenzen, Michael Lohmann, der Leiter der Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer zu Flensburg in Nordfriesland, und Lutz Martensen, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Süd, einig.
Die Vertreter der Wirtschaft loben die Initiative des nordfriesischen Kreistages, 2,4 Millionen Euro bereitzustellen, um Schülerinnen und Schüler bei den Kosten des Tickets zu entlasten. Sie sollen deutlich weniger als den vom Bund vorgesehenen Normalpreis von 49 Euro bezahlen.
Für schulpflichtige Fahrschüler und, falls die Betriebe sich beteiligen, auch für die rund 5.400 Auszubildenden wird das Ticket in Nordfriesland komplett kostenlos sein. Interessierte Betriebe können Ihren Auszubildenden über den Verkehrsverbund NAH.SH das Jobticket als Deutschlandticket ermöglichen. Dadurch sichern sie ihren Azubis einen zusätzlichen Rabatt, den die NAH.SH gewährt.
»Das wäre aus Sicht der Azubis ein spürbarer Mehrwert«, stellt Florian Lorenzen fest.
Lutz Martensen ist überzeugt, dass ein großer Teil der Handwerksunternehmen im gesamten Kreisgebiet sich mit 30 Euro an den Kosten des Tickets für ihre Azubis beteiligen wird. »Bei vielen Betrieben gibt es ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Und für die Umwelt und das Klima ist es auf jeden Fall besser, mit Bus und Bahn statt mit dem eigenen Auto zu fahren«, unterstreicht Martensen.
Mit Azubi-Gehältern lassen sich keine großen Sprünge machen, weiß er. »Auch der Preis von 49 Euro ist da noch ziemlich hoch. Mit den Zuschüssen des Arbeitgebers, der NAH.SH und des Kreises sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Viele Auszubildende werden das Ticket auf jeden Fall intensiv nutzen«, ist Martensen sicher.
Die Messe Husum & Congress GmbH & Co. KG beschäftigt fünf Auszubildende. »Wir legen großen Wert darauf, dass unser Nachwuchs in den Genuss des Deutschlandtickets kommt. Deshalb stellen wir über das Jobticket einen Zuschuss von 30 Euro pro Person bereit«, verspricht Michael Lohmann, der zurzeit gleichzeitig als Geschäftsführer der Messegesellschaft fungiert. Wenn die Azubis das Ticket über die landesweite Verkehrsgesellschaft NAH.SH beziehen, erhalten sie von dort weitere 2,45 Euro Rabatt. Da der Kreis Nordfriesland die letzten 16,55 Euro übernimmt, ist die Fahrkarte für sie am Ende vollkommen kostenlos.
Ein besonderer Vorteil: Wenn ein Azubi etwa seine Freunde in Hamburg besucht, kann er kostenfrei anreisen und auch den dortigen Nahverkehr mit dem in Nordfriesland erworbenen Ticket kostenlos nutzen.
Der Kreisverwaltung steht eine Mammutaufgabe bevor: Sie rechnet mit bis zu 15.000 Erstattungsanträgen – pro Monat. In Nordfriesland gibt es auf Festland, Inseln und Halligen rund 5.000 Schulkinder der Klassenstufen 1 bis 10, die mindestens zwei beziehungsweise vier Kilometer von der Schule entfernt wohnen und somit ohnehin einen Anspruch auf die kostenlose Schülerbeförderung haben.
Weitere rund 9.000 Schüler und Schülerinnen wohnen näher an der Schule, erhalten aber trotzdem auf Antrag einen Kreiszuschuss von 30 Euro, wenn sie beziehungsweise ihre Eltern ihnen ein Deutschlandticket kaufen – auch aus Gründen der Gerechtigkeit, wie viele Abgeordnete des Kreistages in den Beratungen hervorgehoben haben, betont Landrat Florian Lorenzen. Den gleichen Anspruch gewährt der Kreis auch Oberstufenschülern und Vollzeit-Berufsschülern, die keine Ausbildungsvergütung erhalten. Dazu zählen beispielsweise künftige Erzieher.
Die Verwaltung plant, die Zuschüsse vom Antrag bis zur Auszahlung über das im März öffentlich vorgestellte »Bürgerportal Nordfriesland« abzuwickeln. Wer einen Zuschuss beantragen möchte, muss sich einmalig registrieren und dabei auch seine Bankverbindung angeben. Danach reicht es aus, einen kurzen Online-Antrag zu stellen und Fotos oder Bildschirmfotos des erworbenen Tickets per Smartphone hochzuladen. Die Verwaltung wird sie mit den – zurzeit noch nicht vorliegenden – Listen der Schüler und Azubis abgleichen und das Geld dann auszahlen.
Aufgrund der kurzfristig in Kraft getretenen Gesetzgebung des Bundes muss die Kreisverwaltung sich jetzt enorm beeilen, um eine Lösung für die Online-Erstattung zu erarbeiten. Vor Oktober kann das nicht gelingen, weil der Kreis zwingend auf die Listen aller Schülerinnen und Schüler der nordfriesischen Schulen angewiesen ist, die der Verwaltung aber nicht vor dem 20. September vorliegen werden.
»Und einen korrekt funktionierenden Geschäftsprozess unter Beachtung des Datenschutzes für 15.000 Menschen zu programmieren, geht nur mit Unterstützung des Landes und nimmt eben eine gewisse Zeit in Anspruch. Wir beeilen uns, aber hexen können wir nicht«, erklärt Florian Lorenzen. Möglichst einfach und möglichst sicher müsse der dahinterliegende Geschäftsprozess sein, betont der Verwaltungschef.
Damit die Zuschussberechtigten auch ihre Erstattungen für die Monate August und September erhalten, müssen sie aus jedem Monat ein Bildschirmfoto des QR-Codes ihres Tickets auf ihrem Smartphone speichern. Da das Deutschlandticket im Monats-Abo verkauft wird und der QR-Code in der Smartphone-App sich jeden Monat ändert, haben sie sonst keine Möglichkeit, ihre Ausgaben für die vergangenen Monate nachzuweisen.
»Insgesamt ist das Deutschlandticket eine supergute Idee, die insbesondere jungen Leuten, aber auch vielen Berufstätigen und Senioren das Leben erleichtern und viel Geld sparen wird. Ich appelliere an alle Unternehmen in Nordfriesland, es für ihre Azubis mitzufinanzieren«, fasst der Landrat zusammen.
Die Kreisverwaltung stellt unter https://www.nordfriesland.de/Deutschlandticket/ nähere Informationen bereit. Das Bürgerportal ist unter https://nordfriesland.buergerportal.sh aufrufbar.