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Foto: Bernd Höfer, Breklum

Kreishaus in der Marktstraße in Husum

13.07.2023

Wirtschafts-Staatssekretär von der Heide beeindruckt vom Jobcenter Nordfriesland

Hoher Besuch in der Breklumer Außenstelle des Jobcenters Nordfriesland: Am 6. Juli begrüßte Dr. Bernd Meyer, der Amtsdirektor des Amtes Mittleres Nordfriesland, den Staatssekretär Tobias von der Heide aus dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein im Sozialzentrum Mittleres Nordfriesland.

Gemeinsam mit Mitarbeitern des Kreises Nordfriesland sowie Kim Jessen-Reimers, dem Leiter des Sozialzentrums, und Michael Lohmann, dem Leiter der IHK-Geschäftsstelle Nordfriesland, informierte Meyer den Besucher über die Vorteile der Arbeitsvermittlung für Langzeitarbeitslose in kommunaler Hand.

»Anders als in einer Bundesbehörde gibt es bei uns kurze Entscheidungswege sowie eine enge Verzahnung der Arbeitsvermittlung mit dem Jugendamt, der Eingliederungshilfe und der Schuldnerberatung. Durch diese Bündelung sozialer Leistungen in einer Hand können wir unsere Klienten sehr unbürokratisch und effizient unterstützen«, erläuterte Christian Grelck, der Leiter des Fachbereiches Arbeit und Soziales der Kreisverwaltung, zu dem auch das Jobcenter gehört.

Grelck ging in diesem Zusammenhang auch auf die aktuelle Diskussion zur Kindergrundsicherung auf Bundesebene ein, wodurch möglicherweise verschiedene Leistungen für Kinder aus dem Jobcenter herausgelöst werden sollen. »Die Kreise verantworten eine Vielzahl kind- und familienbezogener Leistungen. Insbesondere die hohe kommunale Beratungskompetenz durch Kenntnis der Familiensituation zusammen mit intensiven persönlichen Kontakten und der Ortskunde sichert einen hohen Nutzungsgrad zum Beispiel der Angebote für Bildung und Teilhabe in der Kinderbetreuung, bei Sportvereinen oder der Lernförderangebote«, so Grelck weiter. Eine von kommunaler Kompetenz isolierte Kindergrundsicherung, wie sie derzeit vom Bund geplant sei, behindere die effiziente Förderung für Kinder.

Dies bestätigte Stephanie Zimmermann aus dem Jugendamt des Kreises: Sie berichtete dem Gast über die Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden in Fallkonferenzen. »Wir betrachten den Menschen ganzheitlich und organisieren auch unsere Hilfen auf diese Weise. Das hilft enorm, Vermittlungshemmnisse schnell zu überwinden«, betonte sie.

Breiten Raum nahm die Arbeitsvermittlung für Ukrainerinnen ein. Ihnen fehlen meist Deutschkenntnisse. »Vielleicht sind wir in Deutschland auch einfach zu anspruchsvoll. In vielen Fällen kommen wir schon deutlich weiter, sobald die Geflüchteten einfaches Alltagsdeutsch verstehen und sprechen können. Wenn man am Fließband steht und einfache manuelle Tätigkeiten ausführt, reichen Grundkenntnisse erst einmal aus. Verbesserungen ergeben sich automatisch durch den Kontakt mit Deutschen am Arbeitsplatz«, erklärte Axel Scholz, der Leiter des Jobcenters Nordfriesland in der Kreisverwaltung.

Scholz ging zudem auf die aktuellen Pläne des Bundes ein, die Betreuung arbeitsloser Jugendlicher, die in Nordfriesland und 103 anderen Kreisen und kreisfreien Städten beim kommunalen Jobcenter liegt, zur Bundesagentur für Arbeit zu verschieben. Dadurch werde zwar der Bundeshaushalt um 900 Millionen Euro entlastet – gleichzeitig werde die beitragsfinanzierte Arbeitslosenversicherung jedoch um die gleiche Summe belastet. »Für die jungen Menschen hätte das massive negative Folgen. Sie würden schlechter betreut werden und hätten statt, wie jetzt, mit einer, mit zwei Behörden zu tun, weil ihr Lebensunterhalt ja weiterhin aus dem Bürgergeld und damit vom Sozialzentrum bezahlt werden würde. Auch die Behörden hätten also einen doppelten Aufwand«, unterstrich Axel Scholz.

Renate Fedde, die die Integrationsabteilung im Jobcenter NF leitet, stellte die aktuellen Maßnahmen zur Förderung des Spracherwerbs vor. Wichtig sei es zu Beginn nur, die Tätigkeit und die Sicherheitsbestimmungen zu verstehen. Deshalb habe das Jobcenter Nordfriesland nun berufsbegleitende Sprachkurse organisiert. Mit wachsenden Sprachkenntnissen könnten den Geflüchteten dann auch immer anspruchsvollere Aufgaben anvertraut werden. IHK-Vertreter Michael Lohmann bestärkte den Kreis in diesem Vorgehen: Sein pragmatisches Vorgehen komme den Bedürfnissen der Wirtschaft sehr entgegen.

Tobias von der Heide stellte den Gastgebern die Fachkräfte-Initiative Schleswig-Holstein »FISH« vor. Sie soll dem Fachkräftemangel auf drei Arten begegnen: Zum einen werden Anreize geschaffen, um ältere Menschen länger im Berufsleben zu halten. Das zweite Ziel seien bessere Rahmenbedingungen für Frauen, die etwa wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht am Erwerbsleben teilnehmen könnten. Und zum dritten habe das Land ein Welcome-Center in Kiel eingerichtet, um die Arbeitsmigration zu fördern. »Wir brauchen zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland. Deshalb wollen wir Neuankömmlinge anwerben und hier dann umfassend betreuen und informieren. Sie sollen in Schleswig-Holstein nicht nur Arbeit, sondern eine Heimat finden«, unterstrich der Staatssekretär.

Nach einer Besichtigung des Breklumer Standortes des nordfriesischen Jobcenters am Ende des Besuchsprogramms zeigte von der Heide sich beeindruckt von der Stärke und Vielfalt des kommunalen Jobcenters NF. »Die kommunalen Behörden arbeiten hier vorbildlich zusammen. Auch mit dem Land gibt es zahlreiche Berührungspunkte und ein gutes Miteinander. Ich nehme aus den heutigen Gesprächen viele Anregungen mit. Wir bleiben in Kontakt«, fasste der Staatssekretär zusammen.